Heute hatte ich das Vergnügen mit einigen Betriebsräten zu sprechen, die gerade eine Gesundheits- und Sicherheitsausbildung absolvieren. Gleich vorweg, es war für mich nicht leicht den Gesprächen immer zu folgen. Der schottische Akzent war schon etwas schwer zu verstehen für mich. Aber ich erhielt tolle Einblicke in die derzeitige Situation in GB und hatte auch einigen Spaß mit den Kursteilnehmer*Innen.
Sonya Cassidy, meine tolle Betreuerin aus Schottland, hat uns Beide zu einem „Health § Safty- Kurs“ angemeldet, um ein bisschen mit den Kolleg*Innen vor Ort zu Plaudern. Da es sich hier um Sicherheit und Gesundheit dreht, ging es natürlich auch vorwiegend um die Covid19- Pandemie.
Was waren die größten Herausforderungen in der Pandemie bezüglich Sicherheit und Gesundheit?
Zu Beginn der Pandemie herrschte wie bei uns auch ziemliches Chaos. Keiner wusste so recht wie man damit umgehen sollte und welche Maßnahmen zielführend sind und welche nicht. Hier waren die Betriebsräte stark gefordert. Da sie oft in GB auch den Posten der Sicherheitsvertrauensperson inne haben. Durch aktives Riskmanagement und intensiven Austausch mit den Geschäftsführungen konnten gute Vorkehrungen getroffen werden um die Kolleg*Innen zu schützen.
Was hat die Pandemie verändert?
Der Fokus wurde wieder vermehrt auf Sicherheit und Gesundheit gelenkt. Diese Themen waren vor Corona sehr weit in den Hintergrund gerückt. Selbst in Bereichen in denen eine persönliche Schutzausrüstung zu tragen gewesen wäre, war es öfter üblich ohne solche Maßnahmen zu arbeiten. Die Krise hat allen wieder aufgezeigt wie wichtig ihre Gesundheit ist.
Es ist zu hoffen, dass dieser Effekt weiter anhält und die Menschen nicht mehr so sorglos ohne Schutzausrüstung arbeiten.

Welche Probleme traten bei den Kolleg*innen auf?
Stress, Isolation, Frustration stehen leider auf der Tagesordnung. Die Unsichere Zukunft macht den Menschen zu schaffen. Es ist fraglich wie lange die Folgen der Pandemie nachwirken werden. Hier sehen sich auch die Betriebsräte am Zug, sobald persönlicher Kontakt wieder möglich ist, jenen Kolleg*Innen Hilfestellung zu geben.
Homeoffice wird wohl nach der einhelligen Meinung aller bleiben. Zumindest eine 2/3- Regelung können sich die meisten vorstellen. Obwohl sich der ein oder die andere bereit wieder darauf Freud mit Kolleg*Innen in persönlichen Kontakt treten zu können. Gerade für Betriebsräte ist ein persönliches Treffen mit den Kolleg*Innen sehr wichtig, da oft manche Dinge sonst nicht angesprochen werden.
Das größte Problem für die Arbeit des Betriebsrates ist gerade, dass Informationen ungleichmäßig ankommen. Die Meetings mit den Mitarbeiter*Innen werden in Kleingruppen abgehalten um auch jeden die Möglichkeit zu geben zu Wort zu kommen. Aber gerade hier zeigt sich, dass Informationen oft nur halb oder falsch weitergetragen werden. Hier ist es wirklich wichtig, auch noch einmal klar zu stellen ob alle wirklich das Gleiche verstanden haben.
Dort und da gab es auch Probleme den Mitarbeiter*Innen die Nötig- und Wichtigkeit dieser Schutzmaßnahmen zu erklären. Wie auch bei uns sind einige Menschen gegen diese restriktiven Maßnahmen. Hier ist es wichtig ruhig und besonnen faktenbasierte Argumente auf den Tisch zu bringen um diese umzustimmen.

Wie werden die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie eingeschätzt?
Sehr Problematisch. Eine Erholung ist derzeit nur sehr sehr leicht zu spüren. Viele Sektoren in GB werden wohl wegfallen oder müssen sich verändern.
Viele Fachkräfte haben das Land verlassen, sei es wegen der Pandemie oder wegen dem BREXIT. Unglaublich viel Fachwissen ist in dieser kurzen Zeit verloren gegangen. Es ist fraglich ob man hier mit einer schnellen Erholung sprechen kann. Es wird wohl eher in die Richtung gehen, dass man neue Mitarbeiter*Innen ausbilden muss.
Dazu wird aber auch ein Umdenken in der wirtschaftlichen Auslegung des Landes von Nöten sein. Weg von dem Weg zu mehr Dienstleistung hin zu mehr Spezial Industrie.
Gerade der Transformationsprozess (weg von fossilen Brennstoffen) wird hier als große Möglichkeit gesehen. Bereits jetzt produzieren die Windkraftanlagen von Schottland viel mehr Strom als sie selbst benötigen. Dieser Überschuss wird nach England verkauft. Hier gibt es aber das Problem, das der Transport von Strom viel Verlust mit sich bringt. Gerade mal 85%-86% vom gesendete Strom kommen an.
Hier wird daher sehr auf Wasserstoff gesetzt. Dieser könnte bei Überstrom erzeugt werden und bei Bedarf eingesetzt werden. zudem ist er ohne Transportverlust viel leichter über größere Entfernungen zu transportieren. Hier sieht man großes Potential für viele neue Arbeitsplätze und die Möglichkeit die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie, mit wirtschaftlicher Umstrukturierung, zu überwinden. Hier wird es große Anstrengungen der Arbeitnehmer*Innen, Betriebsräten und der Gewerkschaften benötigen, die Politik dazu zu bewegen die auch umzusetzen.
„Würden wir Schotten es schaffen den ganzen Regen bei uns in Strom zu verwandeln hätte die Welt kein Energieproblem mehr. “ ^^
Alex ein Teilnehmer aus dem Kurs.
